Im Zusammenhang mit Investitionen oder Krediten fällt immer wieder der Begriff Amortisation. Doch was ist darunter zu verstehen und warum ist es gerade für Unternehmen im Liquiditätsmanagement so wichtig, sich mit Amortisation zu befassen? Dieser Beitrag gibt einen kompakten Überblick.
Amortisation: Definition und Synonyme
Der Begriff Amortisation meint den Ausgleich einer Schuld oder eines Aufwands durch Tilgung oder durch Erträge. Der Begriff wird also in verschiedenen Bereichen verwendet. So kann im Zusammenhang mit einer Investition von Amortisation gesprochen werden. Doch auch, wenn ein Kredit aufgenommen wird, wird die Amortisation berechnet.
Der Begriff Amortisation wird jedoch auch in weiteren Themengebieten eingesetzt, wie beispielsweise im Bereich der Technik oder im Gesellschaftsrecht. Häufig wird auch der englische Begriff „Amortization“ verwendet, vor allem, wenn es um die Abschreibung immaterieller Wirtschaftsgüter geht. In diesem Beitrag soll der Begriff jedoch insbesondere im Hinblick auf Finanzierung und Investition betrachtet werden.
Als Synonyme zu „Amortisation“ finden sich oft Begriffe, wie Schuldentilgung oder auch Abzahlung.
Amortisation einfach erklärt
Die Aussage „Das lohnt sich, in zehn Jahren amortisiert sich die Investition“ hört man sowohl im Privat- als auch im Unternehmensbereich immer wieder. Doch was versteckt sich hinter dieser Aussage?
Wenn eine Investition getätigt wird, entstehen in der Regel zunächst hohe Aufwendungen. Die Investition verfolgt einen bestimmten Zweck. So ist beispielsweise denkbar, dass durch die Investition später Erträge erzielt oder Kosten eingespart werden können. Die hohen Aufwendungen werden also zu einem späteren Zeitpunkt wieder ausgeglichen.
Nicht selten werben daher Unternehmen beim Produktverkauf damit, dass sich die Anschaffungskosten in x-Jahren wieder amortisieren, um den wirtschaftlichen Nutzen für den Kunden zu bewerben. Ein Beispiel sind hier Photovoltaikanlagen: Zwar entstehen zunächst hohe Aufwendungen. Der Kunde kann jedoch den produzierten Solarstrom selbst verbrauchen und dadurch seine Stromkosten reduzieren. Wenn der Strom nicht komplett eigenverbraucht wird, kann dieser ins öffentliche Netz eingespeist und Erträge erzielt werden.
Vergleichbar ist der Prozess auch bei der Finanzierung: Wird ein Kredit aufgenommen, entsteht zunächst eine Verbindlichkeit. Doch mit den regelmäßigen (planmäßigen) Tilgungen wird die Schuld nach und nach beglichen.
Die Amortisation ist aus mehreren Gründen für Unternehmen wichtig. Bei einem Kredit beispielsweise, der über zehn Jahre getilgt wird, bis die Schuld komplett beglichen wurde, muss bei der Liquiditätskontrolle und -planung die monatliche Ratenzahlung berücksichtigt werden.
Kapital, das dem Unternehmen nicht für andere Vorhaben zur Verfügung steht. Doch wenn der Kredit sich amortisiert hat, dann fallen diese Ratenzahlungen weg. Das Liquiditätsmanagement benötigt diese Daten für weitere Planungen.
Während bei einem Kredit häufig bereits dank dem konkreten Finanzierungsplan der Bank sämtliche Kriterien festgelegt wurden und übernommen werden können, müssen Unternehmen bei einer Investition in der Regel selbst Berechnungen anstellen.
Amortisation berechnen
Es gibt Methoden, den exakten Zeitpunkt zu berechnen, wann die Amortisation erfolgt. Für das Liquiditätsmanagement eines Unternehmens ist es sowohl bei Finanzierungen als auch Investitionen von großer Bedeutung, den exakten Zeitpunkt berechnen zu können. Doch dafür muss man sich mit der Amortisationsdauer und der Amortisationsrechnung befassen.
Amortisationsdauer
Für Unternehmen ist es bei einer Investition oder auch einer Finanzierung wichtig zu wissen, wie lange es dauert, bis eine Investition oder eine Schuld ausgeglichen ist. Die Amortisationsdauer muss in der Liquiditätsplanung berücksichtigt werden: Die Zeitspanne gibt an, wie lange das Kapital gebunden ist.
Die Dauer, bis das investierte Kapital zurückgeflossen ist, wird also als Amortisationsdauer bezeichnet. Bei Investitionsentscheidungen achten Unternehmen regelmäßig auf eine kurze Amortisationsdauer. Vereinfacht gesagt: Wie schnell geht es, bis sich eine Investition rechnet?
Wie lange dauert es, bis sich beispielsweise die Anschaffung einer neuen Maschine amortisiert hat? Diese Frage ist vor einer Investitionsentscheidung von großer Bedeutung. Die Amortisationsdauer kann ein Indiz sein, ob ein geplantes Projekt zu riskant ist. Je länger es dauert, bis eine Investition sich amortisiert, umso größer ist das Risiko, dass die Investition sich wirtschaftlich nicht lohnt. Die Projektdauer kann also ein Kriterium für eine Investitionsentscheidung sein.
Wenn ein Unternehmen erwägt, eine neue Produktionsanlage anzuschaffen und mehrere Angebote einholt, dann kann die Amortisationsdauer ein Kriterium sein, sich für eine bestimmte Anlage zu entscheiden. Bei der Beurteilung einer Investition kann die Amortisationsdauer auch dann kritisch sein, wenn die Amortisationsdauer länger ist als die voraussichtliche Nutzungsdauer. Geht man beispielsweise davon aus, dass das Unternehmen eine Maschine anschaffen und diese 20 Jahre nutzen will, die Amortisationsdauer liegt jedoch bei 30 Jahren, dann kann das vom Management durchaus als kritisch beurteilt werden.
Wichtig: Um Missverständnisse zu vermeiden, sollte jedoch bedacht werden: Für eine Investition können zahlreiche Gründe sprechen. Die Amortisationsdauer gibt nicht an, wie viel Rendite eine Investition erzielt. Es geht lediglich um den Zeitraum, bis ein Projekt erstmals Gewinn erzielt. Es handelt sich also nur um ein Kriterium, das für sich allein nicht ausschlaggebend sein muss (sollte) für die Entscheidung, ob eine Investition getätigt werden sollte.
Amortisationsrechnung
Doch wie wird die Amortisationsdauer nun eigentlich berechnet? In der Investitionsrechnung gibt es gängige Methoden zur Berechnung.
Die Amortisationsrechnung ist ein beliebtes Werkzeug. Sie wird häufig auch als Kapitalrückflussrechnung bezeichnet und berechnet, in wie vielen Jahren sich eine Investition amortisiert hat.
Es gibt verschiedene Methoden der Amortisationsrechnung. Man unterscheidet zwischen derstatischen Amortisationsrechnung und derdynamischen Amortisationsrechnung.
Formel zur Berechnung des Zeitpunkts einer Amortisation
Mit der Amortisationsrechnung kann man die Amortisationszeit berechnen. Bei der statischen Amortisationsrechnung kommt folgende einfache Formel zum Einsatz:
Amortisationsdauer in Jahren = Kapitaleinsatz / Rückflüsse bzw. Erträge je Periode
Diese Berechnungsmethode wird häufig auch als Durchschnittsmethode bezeichnet, da man den Kapitaleinsatz ins Verhältnis mit dem durchschnittlichen Periodengewinn setzt. Beim Rückfluss je Periode wird also der Gewinn je Periode angesetzt. Dabei werden auch kalkulatorische Abschreibungen berücksichtigt.
Die Methode ist recht einfach und leicht umsetzbar – stößt jedoch auch auf Kritik: Wenn Zahlungen nicht zeitlich konstant erfolgen, findet das bei dieser Methode keine Berücksichtigung. Ist das Ergebnis dann zu ungenau? Unternehmen können sich jedoch behelfen und weitere Erkenntnisse mithilfe der dynamischen Investitionsrechnung ermitteln.
Hinweis: Eine weitere Methode ist die dynamische Amortisationsrechnung. Die dynamische Amortisationsrechnung gilt als komplexer, ermöglicht es jedoch auch die Zinsen, die für das eingesetzte Kapital anfallen, mitzuberücksichtigen. Im Investitionscontrolling gilt diese Methode gegenüber der statischen Methode oft als aussagekräftiger. Einen guten Überblick liefert hierzu ein Beitrag im ControllingWiki, für das der Internationale Controller Verein sein Prüfsiegel gegeben hat.
Amortisation: Beispiel
Mit einem vereinfachten Beispiel soll verdeutlicht werden, wie der Amortisationszeitpunkt berechnet werden kann:
Eine Immobilie wird für 240.000 Euro erworben und anschließend vermietet. Jährlich wird 12.000 Euro Gewinn durch Mietzahlungen netto erzielt. Bis wann hat sich die Anschaffung amortisiert? Hierzu wird das eingesetzte Kapital ins Verhältnis mit den jährlichen Nettomieteinnahmen gesetzt, also:
240.000 Euro / 12.000 Euro = 20 Jahre
Dieses stark vereinfachte Beispiel zeigt den Grundgedanken: Nach 20 Jahren hätte sich demnach die Anschaffung amortisiert.
Fazit: Amortisation ist ein wichtiges Instrument
Mit der Amortisationsrechnung erhalten Unternehmen ein Werkzeug, das wichtige Informationen für Investitionsentscheidungen aber auch die Liquiditätsplanung liefert. Das Unternehmen erfährt, wie lange es dauert, bis es eine Schuld beglichen oder das investierte Kapital ausgeglichen hat.